Die S-Bahn ist schuld!

Entwicklung „Am Wiesengrund“

Herr Mielke erinnert sich:

Der östliche Teil der Straße Am Wiesengrund war Kirchenland und wurde in den 30er  Jahren nicht erschlossen. Der Acker und die anschließenden  Wiesen  wurden verpachtet, um Tiere zu weiden, Heu zumachen. bzw. Getreide anzubauen.  Herr Splittgerber, Elektromeister in der Straße erinnerte sich, wie er im Winter 1938/39,  wenn er von der Arbeit aus Berlin kam, sein Fahrrad vom S-Bahnhof Stahnsdorf Friedhof oft durch meterhohe Schneewehen  zu seinem Zuhause  „Am Wiesengrund“ tragen musste, weil ein scharfer Ostwind den Schnee bis an die Zäune  der erschlossenen Grundstücke wehte.

Erst 1957, vermutlich im Zuge der beginnenden Zwangskollektivierung der Landwirtschaft  in der DDR  wurden die Flächen östlich der Straße „Am Wiesengrund“ aufgeforstet, weil sie für die Landwirtschaft ungeeignet waren. Wie kümmerlich das Land war konnte man daran sehen, dass gleichzeitig gepflanzte Kiefern in Stahnsdorf doppelt so schnell wuchsen wie hier.

Auf dem 5. Parteitag der SED im Jahr 1971, an dem Erich Honecker an die Macht kam, wurden die Beschränkungen des privaten Hausbaues gelockert. Bis dahin durften nur besonders „Privilegierte“ Eigenheime bauen. Ab 1971 durften 10%, der im beschlossenen 5 – Jahresplan geplanten Wohnungsbaumittel für den privaten „Einfamilienhausbau“ verwendet werden.

Ein Bauboom mit Eigenheimen begann. Ein Teil der Bauwilligen bekam mit der Baugenehmigung auf den Bescheid über das zugewiesene und bereitzustellende Baumaterial. Der andere Teil musste sich das Baumaterial mit tagelangen Anstehen bei der Baustoffversorgung, mit Abriss von Altbauten und Holzeinschlag in den Wäldern selbst „organisieren“.

Der bauwillige Herr Schmidt hatte sich ein Grundstück in der Waltraudstraße „gesichert“. Als das Baumaterial  angeliefert wurde, stellte sich heraus dass das Grundstück zur Bebauung nicht freigegeben wurde. Es gehörte der „Deutschen Reichsbahn“ der DDR,  Schon 1937 wurde mit der Planung des Ringschlusses der S-Bahn zwischen Wannsee und Lichterfelde begonnen. Gleichzeitig wurde auch eine Verlängerung von Stahnsdorf nach Michendorf geplant, die quer durch Kienwerder verlief, genau über das reservierte Grundstück von Herrn Schmidt. Die Planung war zwar eingestellt aber die Bahn war damals nicht bereit zu verkaufen.

Schmidt suchte nun verzweifelt nach einem neuen Grundstück. Die  Fläche östlich von „Am Wiesengrund“ gehörte der Kirchgemeinde, war zwar Wald, aber die Forstbehörde stimmte einer  Umwandlung in Bauland zu. Die Kirche hatte zu dieser Zeit noch keinen Staatsvertrag mit der DDR  und fürchtete eine staatliche Enteignung von Grund und Boden, deshalb war sie bereit Land an Privatleute zu verkaufen.

Erst 1978 wurde Vereinbarungen zwischen Kirche und Staat getroffen, die den Kirchenbesitz endgültig als diesen auch sicherte. Die Kirche wollte die Fläche aber nur in Gänze verkaufen. Herr Schmidt suchte nun händeringend „Landkäufer“, ging hausieren und fand schließlich 13 Interessenten. Die Parzellen wurden vermessen und 1972/73 von der Kirchgemeinde an die Interesenten verkauft. Herr Schmidt konnte mit dem Bau beginnen.

Nach und nach wurden alle Parzellen bebaut, teils mit „Eigenheimen“ teils damals mit sogenannten „Datschen“(Erholungsbungalows., die später zum Dauerwohnsitz ausgebaut wurden. Heute ist nur  noch ein Grundstück unbebaut und die Häuser fügen sich harmonisch in den Siedlungskörper ein.

Wer kann eine Karte des S-Bahnverlaufes zur Verfügung stellen?

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