Mobilfunk-Insekten-Studie löst heftige Debatte aus
Die Umwelt- und Verbraucherorganisation diagnose:funk veröf-
fentlichte Ende November 2020 eine umfangreiche Klarstellung
zur Kritik am Review ,,Biologische Wirkungen elektromagnetischer
Felder auf lnsekten“. Diesen bedeutenden Überblick über den
Stand der Wissenschaft hatten die Luxemburger Umweltorgani-
sation AKUT, der NABU Baden-Württemberg und diagnose:funk
gemeinsam im September 2020 herausgegeben.
Nach der Veröffentlichung (u.a. als Beilage in der Fachzeitschrift
Umwelt-medizin -gesellschaft) entbrannte eine heftige Debatte um
die Studie. Medien berichteten deutschlandweit und darüber hin-
aus. Das Bundesamt für Strahlenschutz reagierte mit einer Stellung-
nahme, in Medienberichten wurde von Wissenschaftlern Kritik
geäußert.
In der aktuellen Publikation Brennpunkt von diagnose:funk mit dem
Titel ,,Heftige Debatte um die lnsektenstudie“ gehen die Heraus-
geber auf alle geäußerten Kritikpunkte am Review ausführlich und
wissenschaftlich fundiert ein. „Die Bundesregierung und das Bun-
desamt für Strahlenschutz müssen sich konstruktiv mit den vorlie-
genden Studien und dem Review auseinandersetzen“ fordert Peter
Hensinger, zweiter Vorsitzender von diagnose:funk und zuständig
für den Bereich Wissenschaft. „.Wer an den Ergebnissen des Re-
views derart grundlegend zweifelt, muss eigene Studien in Auftrag
geben. Bis Ergebnisse vorliegen dürfen in Sachen MobiIfunkausbau
keine weiteren Tatsachen geschaffen werden — sprich: Das
Vorsorgeprinzip erfordert ein Moratorium für den Mobilfunkausbau.“
Der wissenschaftliche Fortschritt des Reviews von Thill besteht
darin, dass er akribisch die vorhandenen Studien dokumentiert
und bewertet. Er deckt eine Studienlage auf, die bisher in diesem
Ausmaß nicht vorlag. Die Kritiken bestätigen im vollen Umfang die
Relevanz des Reviews. Angesichts des dramatischen Insekten-
sterbens muss die potenzielle Schädigungsnoxe Mobilfunkstrah-
lung weiter erforscht werden. Der Review basiert auf 83 relevanten
Studien, von denen 72 einen Effekt bei lnsekten aufzeigen, wenn
diese den vom Menschen erzeugten elektromagnetischen Feldern
unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte ausgesetzt sind. Dazu
zählt ganz erheblich die Mobilfunkstrahlung.
Auszug aus der Zusammenfassung des Reviews
Als negative Wirkungen von elektromagnetischen Feldern auf In-
sekten wurden in Studien beschrieben: Einschränkungen des Orien-
tierungssinns, reduzierte Fortpflanzungsfähigkeit und Frucht-
barkeit, Lethargie, Veränderungen der Flugdynamik, Misserfolg
in der Nahrungssuche, reduzierte Reaktionsgeschwindigkeiten,
Fluchtverhalten, Störung der circadianen Rhythmik, Blockierung
der Atmungskette und Schädigung der Mitochondrien, Fehlakti-
vierungen im lmmunsystem, erhöhte Anzahl von DNA-Strangbrü-
chen. […] lm Ergebnis zeigt sich, dass elektromagnetische Felder
einen ernstzunehmenden Einfluss auf die Vitalität von Insekten-
populationen haben könnten. Festgestellt wurde in einigen Expe-
rimenten, dass trotz geringen Belastungen durch Sendeanlagen
nach mehreren Monaten schädliche Auswirkungen eintraten.
Feldstärken bereits 100-fach unterhalb der ICNIRP-Grenzwerte
könnten schon Auswirkungen haben.
Herausgeber
Diagnose:funk ist eine unabhängige Umwelt- und Verbraucher-
schutz-Organisation im deutschsprachigen Raum, die sich für
den Schutz vor elektromagnetischer Strahlung einsetzt. Dazu klärt
diagnose:funk über die gesundheitsschädigenden Wirkungen u.a.
von Mobilfunk- und WLAN-Strahlung auf und fordert zukunftsfähige
technische Lösungen für eine gesundheitsverträgliche Tele-
kommunikation.
Das Review „Biologische Wirkungen elektromagnetischer Felder auf Insekten“
bietet diagnose:funk zum freien Download an: www.diagnose:funk.org/1607
Quelle: Die Naturheilkunde – Fachzeitschrift für Naturheilkunde; Ausgabe 6/2020