Ausdruck eines modernen Lebensgefühls oder Gärten des Grauens oder sind Schottergärten überhaupt Gärten?
Was spricht für einen Schottergarten?
Das meist genannte Argument heißt „ Pflegeleichtigkeit“, denn in Schottergärten soll durch Wegnahme des Bodens, der Wachstum ermöglicht, unerwünschter Pflanzenwuchs von vorneherein verhindert werden.
Stimmt es, dass Schottergärten pflegeleicht sind?
Nein, meist bilden sich aus Staub, Laub und sonstigem organischem Material nach einigen Jahren Untergründe, in die Pflanzensamen eingeweht werden und dann auch wachsen.
Will man dies verhindern, müssen die Fläche regelmäßig aufwendig gesäubert werden und die Entfernung der Pflanzen zwischen Steinbrocken ist arbeitsintensiv! Was bleibt ist eine Bekämpfung durch Abflämmen oder dem Einsatz von Pflanzengiften. Schnell werden die Steine auch von Algen überwuchert, deren Entfernung wiederum den Einsatz von umweltschädlichen Mitteln erfordert.
Und wie geht es den einsamen Pflanzen inmitten der Steinwüste? Die meisten Pflanzen sind nicht an die wüstenartigen Verhältnisse auf den Steinflächen angepasst. Sie gehen schnell wieder ein oder müssen mit erheblichen Pflegeaufwand erhalten werden.

Fazit:
Ein Garten, in dem zwischen Schotterflächen ein paar einsame Thuja-, Bambus- oder Kirschlorbeerbüsche wachsen, ist kein Garten und bietet keinerlei Mehrwert:
Schottergärten sind aber nicht nur nicht pflegeleicht und nicht billig im Unterhalt und bieten daher keinen diesbezüglichen Vorteil, sie sind auch eine ökologische Katastrophe.
- Schottergärten sind ein Alptraum für Schmetterlinge, Vögel und Igel. Hier finden sie weder Nahrung noch Unterschlupf. Schottergärten sind biologisch tot – über und unter der Erde.
- Schottergärten sind schlecht für das Klima in Ihrer Kommune. Sie heizen sich im Sommer auf, binden keinen Feinstaub und produzieren keinen Sauerstoff.
Falls wir vergessen haben sollten, warum grüne Gärten so wichtig sind:
- Schmetterlinge und Wildbienen finden Lebensraum und bestäuben nebenbei unsere Zier- und Nutzpflanzen.
- Niederschläge versickern langsam im Boden und füllen so – gefiltert durch intakte Böden – die Grundwasserspeicher. Das beugt Überschwemmungen vor.
- Vögel und Fledermäuse ziehen Nachwuchs groß und erbeuten unzählige Mücken und andere Insekten.
- Büsche und Bäume produzieren Sauerstoff und filtern Feinstaub und Rußpartikel aus der Luft.
- Pflanzen nehmen die Sonnenwärme auf und tragen durch Verdunstung zur Abkühlung bei. Ihr Schatten verhindert, dass sich der Boden so weit aufheizt, dass es selbst nachts nicht mehr abkühlt.
- Zaunkönige singen, Igel schmatzen, der Wind rauscht in den Blättern – die meisten Menschen lieben die Natur. In einem lebendigen Garten lässt sie sich hautnah erleben. Kostenlos. Jeden Tag.
Und noch etwas:
Meist sind es die Vorgärten, die mit Schotter zugeschüttet werden, d.h. die Fläche zwischen Haus und Straße, auf der tagtäglich viele Menschen vorbei kommen und dies sehen müssen.
Wir denken, dass eine Schotterfläche keine Frage des individuellen Geschmacks ist, sondern eine aktive Verunstaltung des öffentlichen Raumes, unter dem viele leiden müssen. Denn was passiert, wenn wir diese Schotter-flächen betrachten müssen? Das Grau des Schotters wirkt leblos, kalt, unwirtlich, nahrungsarm. Schotter und Split suggerieren „Vorsicht! Nicht betreten!“ Das Bild spielender Kinder ist in einem solchen Garten nicht vorstellbar – mein Gott wie schrecklich, wie kann man nur so etwas machen.
Wie ist die Rechtslage?
Eigentlich eindeutig. In der Landesbauordnung von Brandenburg (und allen anderen Bundesländer) steht:
§8
- Nicht überbaute Flächen der bebauten Grundstücke, Kinderspielplätze
(1) Die nicht mit Gebäuden oder vergleichbaren baulichen Anlagen überbauten Flächen der bebauten Grundstücke sind
- wasseraufnahmefähig zu belassen oder herzustellen und
- zu begrünen oder zu bepflanzen,
soweit dem nicht die Erfordernisse einer anderen zulässigen Verwendung der Flächen entgegenstehen. Satz 1 findet keine Anwendung, soweit Bebauungspläne oder andere Satzungen Festsetzungen zu den nicht überbauten Flächen treffen.
Um dieser Rechtslage noch mehr Nachdruck zu verleihen, gehen immer mehr Kommunen und nun auch das Land Baden – Württemberg dazu über Schottergärten ausdrücklich zu verbieten.
Mehr braucht man eigentlich nicht dazu sagen.
Oder doch – ein Zitat von Tim Smit in „The Lost Gardens of Heligan“
„Wenn Du in einem Garten keine Liebe machen kannst, wenn Du dort nicht träumen oder Dich betrinken kannst – asphaltier ihn doch, wozu ist er sonst gut?“
Quellen:
Karla Krieger; Vom Sinn und Unsinn der Splitt- und Schottergärten
https://stadtundgruen.de/artikel/vom-sinn-und-unsinn-der-splitt-und-schottergaerten-2537.html Ausgabe 3/2016
https://lnv-bw.de/wp-content/uploads/2020/04/2020-06-03-Flyer-Schottergaerten.pdf (Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg e.V.)
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/grundlagen/planung/26658.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Schottergarten
Peter Sager, Ein Königreich für grüne Daumen in https://www.spiegel.de/reise/aktuell/england-ein-koenigreich-fuer-gruene-daumen-a-414389.html